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Unsere Nutztiere und wir – eine tödliche Freundschaft

Unsere Nutztiere und wir – eine tödliche Freundschaft

Florian Schwinn ist einer jener Frankfurter, die man gerne zu seinen Freunden zählt! Ein aufrichtiger Wissenschafts-Journalist, Sachbuchautor und unbequemer Frager in der Wüste (der Nutztierhaltung) – solche Kollegen „alter Schule“ gibt es leider Gottes nicht mehr allzu viele…

Unter dem Titel „Tödliche Freundschaft“ und mit dem Untertitel „Was wir den Tieren schuldig sind und warum wir ohne sie nicht leben können“ legt Florian Schwinn jetzt ein Buch vor, das in der emotional geführten Debatte um Tierschutz, Tierrechte und Tierethik (richtig müsste das heissen: Ethik für Tiere!) genau zur rechten Zeit kommt: Es ist – auf einen kurzen Nenner gebracht – eine Kulturgeschichte unserer Nutztiere Hunde, Schweine, Rinder und Hühner. Natürlich ist der Nenner nicht so kurz, sondern viel, viel länger und komplizierter! Wenn es nämlich ein wirklich grosses, riesengrosses Problem sogar in der Beziehung vom Menschen zum Tier gibt, dann ist dies der Umgang mit unseren Nutztieren. Da sollten wir einhaken – nicht bei Zirkussen, Zoos und Heimtieren, kleinen Nebenschauplätzen der Tierhaltung. Wir Menschen haben die Nutztiere geschaffen, sie domestiziert und selektiv aus Wildtieren herausgezüchtet, „lieber Gott“ gespielt und sie – ohne jeglilche Gewissensbisse – nach unseren Wünschen, Vorstellungen und Bedürfnissen geformt. Wir haben sie umgebaut und abgeändert, angepasst und missbraucht. Und anstatt dankbar dafür zu sein, dass sie uns so viele tausend Jahre begleitet und uns geholfen haben, dahin zu kommen, wo wir heute sind, tun wir was? Wir haben sie in hochtechnisierte Produktionsabläufe hinein gezwungen, sperren sie in seelenlose Stallhallen, stellen sie auf Spaltenböden, verstümmeln sie, indem wir ihnen Rieseneuter anzüchten und Hörner, Schwänze, Penisse, Krallen und Kämme abschneiden. Wir gönnen ihnen keine grüne Wiese, kein Sonnenlicht und keinen Frühlingswind – ja oft nicht einmal einen einzigen Tag ihres Lebens: Hähnchen werden geschreddert, Schweine turbo-gemästet und Kälbchen ihren Müttern gleich nach der Geburt weggenommen und schon nach kürzester Zeit „entsorgt“. Wie wir mit unseren Nutztieren umgehen, denen wir einen Grossteil unserer Kultur verdanken, ist ein ausgemachter Skandal!

Und es ist ungesund! Denn was dabei heraus- und auf unsere Tische kommt, tut niemandem gut – den Tieren nicht und uns schon gar nicht! Intensivhaltung und Industrielandwirtschaft gehören abgeschafft – sie haben uns in eine unappetitliche, ungesunde und ethisch verwerfliche Sackgasse geführt. Florian Schwinn zeigt auf, dass es auch anders geht – und zwar ohne Emotions-Kinkerlitzchen und auch ohne vegane Ernährung, die schon gar nicht die Lösung sein kann, weil sie schlicht das Ende jeglicher Tierhaltung und damit auch das Ende aller Nutztiere wäre. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rückkehr zu einer gesunden, vernünftigen und anständigen Landwirtschaft – einer Landwirtschaft, die nicht die Tiere den Produktionsbedingungen anpasst, sondern die Haltungsart den Tieren. Es ist blitzgescheit und gut geschrieben, liest sich spannend, manchmal leider auch deprimierend und ist ein absolutes Muss für jeden Tierfreund, der es nicht nur beim Jammern belassen, sondern einen Weg in die Zukunft gehen will.

Danke Florian, dass Du es geschrieben hast!

Westend Verlag, Frankfurt. ISBN 978-3-86489-143-4
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