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Schwarz auf Weiss! Oder Weiss auf Schwarz? / Safari-Notizen aus Tanzania (V)

Schwarz auf Weiss! Oder Weiss auf Schwarz? / Safari-Notizen aus Tanzania (V)

Wir nannten ihn Punda Milia, das heisst Zebra auf Suaheli. Und wir hatten ihn ins Herz geschlossen. Irgendwann hatte der Hengst einen Löwenangriff überlebt – Narben an Flanken und Hinterteil zeugten noch davon. Doch dann hatte er offenbar herausgefunden, dass menschliche Nähe Schutz bedeutete und dass die Löwen ihn nicht bis in die Nähe der Zelte verfolgten. Seither verzichtete er freiwillig auf die Nähe zu seinen Artgenossen und stand oft tagsüber mitten im Camp. Sassen wir auf dem Feldstuhl vor dem Zelt, graste er ruhig in der Nähe – oft so nahe, dass wir ihn mit ausgestreckter Hand hätten streicheln können. Doch das taten wir nicht – schliesslich war Punda Milia trotz allem ein wildes Zebra: born free, roaming wild.

Lange rätselten die Zoologen, ob Zebras schwarze Streifen auf weissem Fell haben oder vielleicht doch eher weisse auf schwarzem und wozu überhaupt die Schwarz-Weiss-Zeichnung gut sei. Heute weiss man, dass es schwarze Streifen auf weissem Fell sind – das längst ausgestorbene Ur-Zebra „Quagga“ war an Beinen und Körperunterseite nur weiss, und heute noch haben viele Steppenzebras sogenannte „Schattenstreifen“,d.h. eine dunklere Schattierung zwischen den schwarzen Streifen (s. Bild oben). Lange glaubte man, dass die Streifung der Tarnung diene, doch verwarfen die Forscher diese These wieder – allzu ersichtlich ist, wie sehr die Zebras mit ihrem Muster in der Landschaft auffallen. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Streifung der optischen Auflösung der Konturen dient und den Tierkörper für die Augen von Tsetsefliegen und anderen lästigen Stechinsekten sozusagen verschwimmen lässt. Sicher ist jedenfalls, dass das Streifenmuster bei jeden Zebra individuell unterschiedlich und sein ganz persönliches Erkennungsmuster ist. Junge Zebras sind anfangs rot-bräunlich gestreift und erhalten erst mit zunehmendem Alter ihr schwarz-weisses Scherenschnittmuster.

Unser Punda Milia wurde übrigens doch noch von seinem Schicksal ereilt: Eines Nachts, kurz nach unserer Abreise, fiel er den Simbas zwischen Zelt Nr. 3 und Nr. 4 zum Opfer. Der vermeintliche Schutz in unmittelbarer Nachbarschaft der Menschen hatte sich als trügerisch erwiesen. Sicher: Auch Löwen müssen fressen. Und dennoch: Wir haben um Punda Milia getrauert und sein heiseres Bellen fehlt uns bis heute im Camp.